Brandenburger Wildnisflächen

Wildnis muss neu entstehen, denn wir haben in Deutschland keine wirklich unberührten Naturgebiete mehr. Die Grundlage für dieses Vorhaben ist die 2007 von der Bundesregierung beschlossene "Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt". Das Ziel dieser Strategie ist, dass deutschlandweit 2% der gesamten Fläche wieder zur Wildnis werden soll. Das bedeutet, dass es keine menschlichen Eingriffe auf diesen Flächen geben darf. Wir sprechen hier vom sogenannten 2% Wildnisziel. Diese 2% sollten innerhalb von 13 Jahren erreicht werden. Bis heute haben wir aber deutschlandweit nur 0,6% umsetzen können! Diese Umwandlung in zukünftige Wildnisgebiete ist nur auf den Flächen der 16 (staatlichen) Nationalparks und der 14 (privaten) Stiftungsflächen in unserem Land möglich. Und auch hier nur in den sogenannten Kernzonen, die nicht betreten werden dürfen. Welche Flächen stehen in Brandenburg dafür zur Verfügung? In Brandenburg haben wir den Nationalpark Unteres Odertal, der 1995 gegründet wurde. Darüber hinaus gibt es 11 weitere Naturparks in Brandenburg Naturpark Barnim

Naturpark Dahme-Heideseen

Naturpark Hoher Fläming

Naturpark Märkische Schweiz

Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft

Naturpark Niederlausitzer Landrücken

Naturpark Nuthe-Nieplitz

Naturpark Schlaubetal

Naturpark Stechlin Ruppiner Land

Naturpark Uckermärkische See

Naturpark Westhavelland

sowie 3 Biosphärenreservate

UNESCO-Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg

UNESCO-Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin

UNESCO-Biosphärenreservat Spreewald.

Weitere Flächen werden von privaten Stiftungen geleitet und in zukünftige Wildnisgebiete umgewandelt. Sprich: sich selbst überlassen, damit die natürlichen Prozesse wieder "wild" ablaufen können. Hier haben die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg (2000 gegründet) und die Heinz Sielmann Stiftung (1994 gegründet) einen großen Anteil.

Flächen der Heinz Sielmann Stiftung sind:

Naturlandschaft Döberitzer Heide Naturlandschaft Groß Schauener Seen Naturlandschaft Wanninchen Naturlandschaft Kyritz-Ruppiner Heide Naturlandschaft Tangersdorfer Heide

und die Gebiete der Naturlandschaften Brandenburg - Die Wildnisstiftung sind: Wildnisgebiet Lieberose Wildnisgebiet Jüterbog Wildnisgebiet Tangersdorf Wildnisgebiet Heidehof.

Damit wirkliche Wildnis entstehen kann braucht es viele Jahrzehnte. Ein 50 Jahre alter Nationalpark ist immer noch ein recht junger Naturwald und noch kein Urwald. Bäume können mehrere hundert Jahre alt werden und haben eine hohe ökologische Bedeutung für ihre Umgebung. Das heißt, wir brauchen noch viel Zeit, um wieder vom Menschen unberührte Naturflächen in Deutschland haben zu können. Und erst unsere Enkel werden sie in vollem Umfang würdigen und genießen können.

Trotzdem: auch wir können heute schon bei der Entstehung zukünftiger Wildnis dabei sein, ihr Wachsen beobachten und sie einfach genießen! All die oben aufgeführten Gebiete kannst Du anklicken, Dich weiter inspirieren lassen und raus gehen. Es werden auf allen Flächen spannende Führungen angeboten, bei denen Du viel Interessantes erfahren kannst!

Was genau ist Wildnis?

Auf diesem Foto sehen wir eine Heidelandschaft, die relativ typisch für Deutschland ist. Und unter bestimmten Voraussetzungen könnte man hier durchaus von Wildnis sprechen. Fachleute nutzen diesen Begriff, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind. Man hat sich auf drei wesentliche Merkmale geeinigt, die allerdings national variieren können: 1. Wildnisgebiete werden zu 100% der Natur überlassen - es gibt keine menschlichen Eingriffe in Gestaltung und Abläufe

2. diese Gebiete müssen eine (landschaftlich unzerschnittene!) Mindestgröße von 3000 ha für eine optimale natürliche Entwicklung haben 3. es handelt sich um 100% nutzungsfreie Flächen - weder Forst-, noch Landwirtschaft oder touristische Nutzung ist erlaubt.

Diese Kriterien sind gesetzlich mehr oder weniger detailliert festgelegt und dienen des Natur- und Artenschutzes. Sie sollen dazu führen, dass sich die natürlichen Abläufe regenerieren und erhalten können. Ein weiteres Ziel ist es, zukünftige Urwälder wachsen zu lassen. Wenn wir also von Wildnis sprechen, so können wir heute und in Bezug auf Deutschland damit maximal "vom Menschen unberührte Naturflächen" meinen. Darüber hinaus definiert jeder Einzelne von uns "Wildnis" natürlich sehr individuell! Übergreifend kann ich allerdings sagen, dass wir bisher von jedem Menschen, mit dem wir über das Thema gesprochen haben, das Kriterium "ohne Zivilisationsgeräusche und ohne menschliche Spuren" gehört haben. Das scheint uns auf der Suche nach "unberührter Natur" zu vereinen... Wir werden in den folgenden Beiträgen detaillierter auf die verschiedenen Aspekte des großen Themas Wildnis eingehen:

zum Beispiel auf die Frage, weshalb denn das Ziel, zukünftige Urwälder wachsen zu lassen, so wichtig ist für das Überleben der Artenvielfalt - inklusive von uns Menschen. Oder was die Natur konkret von uns Menschen benötigt, um wieder zur Wildnis zu werden.

Wo gibt es eigentlich weltweit noch pure Wildnis? Und wie schaut es damit speziell in Deutschland aus? Welche Gebiete können wir uns konkret anschauen, um einen Eindruck zu bekommen von diesem Thema?

Was macht Wildnis mit uns, wenn wir uns auf sie einlassen? Wie können und dürfen wir sie für uns nutzen? Im Laufe der Zeit werden wir viele weitere Aspekte hier beleuchten...